Weit sind wir gegangen und viel haben wir erlebt. Von den ersten „Altpfadfinderclubs“, über die Gründung des Verbandes,
bis hin zu Jubiläen und Danksagungen. Gute Zeiten, schlechte Zeiten, Abs und Aufs. Sehr beeindruckend, oder?
Immer noch gründen sich neue Gilden, bilden sich auch Gemeinschaften „junger Alter“ (manche ohne PGÖ). Genauso schließen auch
Heime, treffen sich letzte Verbliebene in Lokalen oder beenden Gilden ihre Logbücher für immer.


Autor/innen: Doris Kruschitz-Bestepe, Andreas Schefzig und Hansi Slanec

Es war Herbst und Schloss Zeillern war wieder der Ort von Austausch, Auseinandersetzung und Zukunft. Aber sich einmal im Jahr mit Zukunft auseinanderzusetzen ist ein bisserl wenig. Immerhin befinden wir uns im Jahr 2024 und damit im 73. Jahr der Gildezeit. Das Jahresthema lautet passend: „Zukunft und Entwicklung“. Und es kommt hilfreich dazu, dass die VGM Andrea Gartlehner das Thema im Sinne des Wachsens unseres Vereins zu einem Leuchtturmthema der PGÖ auserkoren hat.

Wie schön ist es da, sich Gedanken zu machen, wo die Reise hingehen kann. Immerhin sind auch wir Gildepfadis den verschiedensten Trends ausgesetzt und damit gibt es unterschiedliche Herausforderungen an das Gildenwesen.

Wo stehen wir heute?

  • Was macht uns heute aus? Und:
  • Wo wollen wir hin?
  • Wie sieht die Zukunft unserer Gilden aus?
  • Was macht sie erfolgreich?
  • Wie erfüllen wir unseren Auftrag?

Unzählige Fragen und so viel Potential. Aus Gesprächen in Gildeabenden, auf Foren, bei Lagerfeuern, Workshops, auf Feierstunden wissen wir alle gut, was gebraucht wird, was verloren ging – kurzgesagt: es liegt so vieles auf der Hand und plötzlich werden Ideen zu Aktivitäten und Handlungen, die wir setzen können. Und damit machen wir uns zukunftsfit.

Was bedeutet das für uns, wenn es gelingt?

Gilden wachsen, haben Ziele, schaffen ein cooles Generationenmanagement und haben Freude im Dienst der pfadfinderischen „drei Duties“, also Aufgaben (gegenüber Gott, Land, Mitmenschen).

Was braucht man dazu?

Da gibt es viele Ansätze: einer davon ist aktiv den Geist des Pfadfinder*innenversprechens und des Pfadfinder*innengesetzes in unser tägliches Leben sichtbar einzubauen. Gilde ist eben eine gelebte Form von „Adults in Scouting“.

Wie gerne haben wir Hemd, Hut, Halstuch getragen und der Welt gezeigt: „Schaut her, wir sind da: die Pfadfinder und die Pfadfinderinnen.“ Jetzt können wir diesen Spirit zusätzlich in unsere Nachbarschaften oder Arbeitsplätze bringen. Und ebenso wichtig ist und bleibt die Unterstützung der Pfadfinder und Pfadfinderinnen vor Ort, vielleicht der Gruppe, aus der wir stammen, vielleicht einer anderen. Wir haben Freude daran, unseren Spirit des Versprechens und Gesetzes, wie ja von BIPI eingeführt, aufleben zu lassen. Wie viel Herzblut haben wir doch als Junge in diese Erfahrungen hineingelegt.
Pfadfinderei zu leben, das ist doch unser Ziel! Wir ermutigen überall zu Respekt für Leben und Menschenrechte. Um eine bessere Welt zu schaffen, treten wir doch permanent für Gerechtigkeit und Frieden ein. Und wir könnten mittels Freundschaften, Toleranz und Respekt gegenüber anderen zum internationalen Verständnis beitragen.

Was daran neu ist?

Eigentlich nicht viel und doch – wir werden aktiver und, wie die Jungen, auch lauter und bunter. Wir lassen ein wenig los und schwelgen nicht nur in unseren Erlebnissen aus längst vergangenen Tagen. Wir können und sollen auch, was einige Gilden vorzeigen, aktiv in die Gesellschaft eingreifen – kritisch, unterstützend, mit „Hirn, Herz und Hand“.

Jede Gilde ist schon jetzt eine Gemeinschaft von Freunden und Freundinnen, die gemeinsam lernen und entdecken, Freude und Sorgen miteinander teilen. Und die gemeinsam etwas unternehmen will. Wir könnten aus diesen Stärken heraus neue Ziele setzen:

  • Zum Beispiel brauchen unsere Pfadigruppen sicher Hilfe bei Lagertransporten, Unterstützung bei Verpflegung oder finanziellen Support.
    • Wissen sie denn, dass die „alten Pfadis“ hier anpacken können?
  • Wie wäre es mit Ortskernpflege oder anderen nachhaltigen Umweltaktivitäten in der Umgebung? Oder karitativen Unternehmungen und Nachhilfe?
    • Mit Halstuch bei den Aktionen sind wir jedenfalls sichtbarer.
  • Und dann die persönliche Entwicklung durch Aus- und Weiterbildung: in Form von Seminaren, Vorträgen oder Diskussionen über Ethik, Klima, Generationen oder andere relevante Themen. Oder Museumsbesuche.
    • Lernen ist doch wirklich etwas Lebenslanges.
  • Und schließlich auch die Förderung der Freundschaften, z.B. durch Begegnungen außerhalb der eigenen Gilden – durch Ausflüge, Picknicks mit der ganzen Familie.
    • Tragen wir unsere Freude in die Welt!

Was, wenn die Gildenbewegung als die Fortführung dessen, was wir in der Pfadigruppe erlebt haben, verstanden wird? Nur mit anderen Mitteln. Als eine oder mehrere Altersstufen nach den Ältesten in der Jugendbewegung?

Was, wenn wir nicht in alten Ritualen, sondern in immer neuen Ideen unsere Bestätigung finden? Von der Nostalgie, die unbestritten wichtig ist, hin zu neuen Erlebnissen, die unsere bisherigen Erfahrungen nützen und auch anreichern.

Was, wenn wir bei einer Aufnahme in die Gilden einfach das Pfadfinder*innenversprechen erneuern. Als Zeichen, dass Pfadfinderei ja nicht aufhört. Mit einem eigenen Zusatz für die Ziele der Gildenbewegung?

Bleiben wir also bei „unserem“ Gesetz und werden wir wirksam durch aktives Tun, einen positiven Auftrag, Verbindlichkeit und Verlässlichkeit.

Nützen wir die Säulen der Gildebewegung als Erweiterung der Schwerpunkte und lasst uns damit unseren Beitrag in der Gruppe, in der Gemeinde, … leisten.

Lasst uns durch diese Schritte attraktiv werden, Sehnsüchte wecken und damit viele ansprechen. So viele großartige Menschen hinterlassen einen Abdruck. Etwa wenn Sichtbarkeit hilft, Interessierte innerhalb und außerhalb der Pfadfinderei anzusprechen oder gar anzuwerben. Wenn es dadurch gelingt, neue Mitglieder zu begeistern, die gerne neue – altersgemäße – Abenteuer erleben, ja sogar anleiten wollen. Wenn es bei- trägt, Eingefahrenes aufzubrechen, weil da- durch immer Neues in die Zukunft führt.

Gilde sein heißt Heimat für Pfadfinder*innen zu sein. Und diese Pfadfinder*innen lassen die Welt mit Freude ein bisschen besser zurück als sie sie vorgefunden haben. Das ist unser Auftrag. Gemeinsam werden wir die sechste Stufe, werden wir einen sichtbaren Beitrag in der Gesellschaft leisten und immer die Nasenspitze ein Stück weiter vorne haben.

Und das Tolle ist, es gibt viele Pfadfinder* innen in den Gilden, die das bereits machen. Also lasst uns diesen Beispielen folgen – jeder auf seine Art, seinen Möglichkeiten entsprechend und immer nach vorne blickend. Gemeinsam die Zukunft entwickeln, vorausschauend handeln, denn es gilt: „Sei bereit!“.

Wir freuen uns auf eure Ideen und Feedback zum Thema unter gilde.zukunft@outlook.at


Das Autorenteam – Doris Kruschitz-Bestepe, Andreas Schefzig und Hansi Slanec – hat am letzten Forum in Zeillern 2023 gemeinsam mit Andrea Gartlehner die Workshops zu den Themen „Neue Mitglieder“ und „Werte und Zukunft“ gestaltet, was sie, unter Nutzung von Texten von ISGF, zu diesem Artikel inspiriert hat.

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